Von Taschkent nach Appenzell – ohne Jetlag

Eine musikalische Reise vom Orient in den Okzident am orthodoxen Weihnachtskonzert am 12. Januar 2025 in Zürich

Das Ehepaar Belova-Will nahm mit dem von ihnen gegründeten Verein CULTURE & SPIRIT das Publikum mit auf eine musikalische Reise von Zentralasien bis ins Appenzellerland, die bequem in zwei Stunden absolviert werden konnte, ohne dass ein Jetlag zu befürchten war. Stationen waren der Iran, Russland, Rumänien, Griechenland, Serbien und Ungarn.

Zu Beginn ließen die kurdischen Musiker Kamran Raman und Shahab Eghbali auf der Oud und dem Daf exotische Klänge aus dem Iran erklingen, die man in dieser Qualität in der Schweiz wohl selten hört. Beim Daf handelt es sich um eine ursprünglich persische Rahmentrommel, die in regional unterschiedlichen Formen vom Mittleren Osten, Zentralasien und Indien bis in den Maghreb und Südosteuropa verbreitet ist. Eine ähnlich weite Verbreitung findet die aus dem Vorderen Orient stammende Kurzhalslaute Oud. Kamran Raman und Shahab Eghbali zeigten sich als Meister dieser Instrumente.

Die zeitweise in Taschkent (Usbekistan) lebende Katja Daniela Hillebrand bezauberte mit ihrem Tanz zum kurdischen Volkslied Shilane und – gemeinsam mit dem Tanztheater Wdochnowenje-Inspiration – mit einem persischen Hochzeitstanz. Sie wurde in Zürich geboren und absolvierte die Choreografische Akademie des Navoi Theaters in Taschkent. Neben usbekischen Tänzen, namentlich solchen aus Choresm (auch Choresmien), Fergana, Buchara und Surkhandria, beherrscht sie auch Tänze der in ganz Zentralasien beheimateten Uiguren, sowie solche aus Afghanistan und dem Iran.

Persischer Tanz mit der Gruppe Wdochnowenje-Inspiration

Besser als Hollywood

Der griechische Tanzverein Erato widmet sich der griechischen Kultur und dem griechischen Tanz. Den bekanntesten davon, den Sirtaki, kennen Kinoliebhaber natürlich von «Alexis Sorbas», wobei zu bemerken ist, dass dieser gar kein traditioneller griechischer Volkstanz ist, sondern für den Kinofilm eigens aus Schrittfolgen eines anderen Tanzes, des Chasapika, zu einer Musik von Mikis Theodorakis entworfen wurde. Die Tanzgruppe Erato zeigte den Konzertbesuchern, dass die Griechen natürlich auch andere Tänze kennen und pflegen. Aber beim Sirtaki ging das Publikum am meisten mit.

Der griechische Tanzverein Erato

Lebensfreude aus Serbien und Russland

Auch der serbische Tanzverein SKUD Vuk Stefanović Karadžić vermochte mit seinem serbischen Temperament das Publikum mitzureißen. Gleich mit mehreren Tänzen trat das von Isolina Belova-Will ins Leben gerufene Tanztheater Wdochnowenje-Inspiration, sowie dessen Kindertanzgruppe, auf. Tänzerinnen und Tänzer vermochte neben den eigentlichen Tanzdarbietungen auch mit ihren farbenfrohen und teilweise aufwendigen Kostümen zu beeindrucken.

Serbisches Temperament

Neben der Darbietung eines Zigeunertanzes und einer russischen Tanzkomposition, war es auch die Tanzgruppe Wdochnowenje-Inspiration, die – am westlichen Rand der Reise angekommen – zeigte, dass man im Appenzellerland auch mit den Händen in den Hosentaschen tanzen kann; ein Verhalten, für welches man überall sonst mit Kritik bedacht würde.

Der «Hierig»-Tanz aus Appenzell

Der «Hierig», ein alter Appenzeller Pantomimentanz, zeigt die Höhen und Tiefen einer Ehe. Er beginnt mit der neckischen Annäherung von Mann und Frau, zeigt den Ehestreit und endet schlussendlich mit der Versöhnung. Mit seinen verschiedenen neckischen Figuren brachte er das Publikum zum Schmunzeln.

Klassik aus Russland: Marina Yakovleva und Sergey Simbirev.

Umrahmt wurden die Tanzdarbietungen durch temperamentvolle klassische Musik, dargeboten von zwei grossartigen Künstlern, Marina Yakovleva an der Violine und Sergey Simbirev am Bajan, dem russischen Knopfakkordeon. Wer kennt nicht Johannes Brahms› 5. Ungarischen Tanz, der Kinobesuchern aus Charly Chaplins Film «Der große Diktator» im Gedächtnis sein dürfte. Ein weiteres bekanntes Stück war der Csárdás von Monti, den man gemeinhin mit Ungarn und der Zigeunerkultur in Verbindung bringt.

Sinnbild für Menschen auf Reisen: Zigeunertanz

Wer sich im Verlauf der weiten Reise stärken musste, dem stand in der Cafeteria neben Kaffee und Glühwein eine ganze Reihe von kleinen Versuchungen aus der traditionellen russischen Küche zur Verfügung. Zwischen Appenzell und Taschkent geht es eben ab und zu auch ohne Hamburger und Pommes Frites.

Mit dem Weihnachtslied «Stille Nacht, heilige Nacht» erinnerte das Ehepaar Belova-Will zum Schluss das Publikum daran, dass Weihnachten doch eher den Geburtstag Jesu Christi feiert, als den Abschluss des Weihnachtsgeschäfts im Detailhandel. Vielleicht ist es ganz gut, dass im Julianischen Kalender, welchem die orthodoxen Feiertage folgen, Weihnachten 13 Tage nach dem kommerzialisierten Coca-Cola-Zirkus liegt, zu welchem Weihnachten im Westen leider verkommen ist.

Das zweistündige Feuerwerk aus Musik und Tanz machte Appetit auf eine Wiederholung. Wer eine solche wünscht, oder vielleicht das erste Mal so etwas erleben möchte, ist herzlich willkommen, sich bei Isolina Belova-Will, der Präsidentin des Vereins CULTURE& SPIRIT, zu melden.

Schlussbild mit allen Tänzerinnen und Tänzern

Das zweistündige Feuerwerk aus Musik und Tanz machte Appetit auf eine Wiederholung. Wer eine solche wünscht, oder vielleicht das erste Mal so etwas erleben will, ist herzlich willkommen, sich bei Isolina Belova-Will zu melden.

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